Michael Korte – Senior Full-Stack Developer Freelancer aus Dortmund

Ziel dieses Teils

In Teil 1 haben wir MVC so betrachtet, wie man es kennt. In Teil 2 haben wir typische Bruchstellen gesehen.

Teil 3 zieht daraus Konsequenzen.
Nicht technisch im Detail – sondern konzeptionell: Welche Regeln brauchen wir, damit diese Probleme gar nicht erst entstehen?

3.1 Wenn Disziplin allein nicht mehr skaliert

Viele der beobachteten Probleme lassen sich theoretisch vermeiden – durch sauberes Arbeiten, Reviews und Erfahrung.

Realität

Je größer ein Projekt oder ein Team wird, desto weniger verlässlich ist reine Disziplin als Schutzmechanismus.

  • Regeln werden vergessen
  • Abkürzungen schleichen sich ein
  • „Nur dieses eine Mal“ wird zum Standard

3.2 Erste Konsequenz: HTML ist kein Nebenprodukt

Wenn Output-Qualität wichtig ist, darf HTML nicht zufällig entstehen.

  • HTML ist das Produkt
  • Rendering muss erklärbar sein
  • Struktur muss vorhersehbar sein

Konsequenz

Es darf genau einen klaren Weg geben, auf dem HTML erzeugt wird.

3.3 Zweite Konsequenz: Controller dürfen nicht rendern

Wenn Controller gleichzeitig entscheiden und HTML erzeugen, verschwimmen Zuständigkeiten.

  • Controller entscheiden
  • Controller orchestrieren
  • Controller rendern nicht

Rendering wird zu einer eigenen, klar definierten Phase.

3.4 Dritte Konsequenz: Zustand statt Logik weiterreichen

Statt HTML oder Fragmente zu erzeugen, sollte der Controller reinen Seitenzustand beschreiben.

  • Status-Code
  • Meta-Daten
  • benötigte Assets
  • strukturierte Inhaltsdaten

Wichtig

Der Controller beschreibt was eine Seite ist, nicht wie sie aussieht.

3.5 Vierte Konsequenz: Struktur vor Komfort

Viele Komfortfunktionen moderner Systeme entstehen früh – Struktur entsteht oft später.

Clean-Output-MVC dreht diese Reihenfolge bewusst um:

  • erst Struktur
  • dann klare Zuständigkeiten
  • erst danach Komfort

Bewusste Entscheidung

Das System ist nicht dafür da, alles zu erlauben – sondern das Richtige naheliegend zu machen.

3.6 Das entstehende Leitmotiv

Aus diesen Konsequenzen entsteht eine klare Haltung:

  • Deterministischer Ablauf
  • Explizite Verantwortung
  • Kein implizites Rendering
  • Keine versteckten Abkürzungen

Das ist keine Optimierung von MVC.
Es ist ein bewusst enger Rahmen für sauberen Output.

Übergang zu Teil 4

Ab hier verlassen wir die konzeptionelle Ebene.

In Teil 4 bauen wir das erste Mal konkret: Einstiegspunkt, Bootstrap und eine minimale App – noch ohne Magie, aber mit klarer Struktur.